Château d’Yquem war im Mittelalter beinahe englisch, denn es gehörte dem König von England, der zugleich Herzog von Aquitanien war. 1453 brachte König Karl VII. Südwestfrankreich endgültig unter französische Herrschaft. 1593 erhielt Jacques Sauvage, ein Nachfahre eines lokalen Adelsgeschlechts, das Lehen über Yquem. Bereits damals gab es laut Archiven besondere Weinbaumethoden und späte Lese. Wenige Jahre später ließ die Familie Sauvage das Schloss errichten und legte nach und nach den heutigen Weinberg an. 1711 wurde die Familie während der Regierungszeit von Ludwig XIV. alleinige Eigentümerin und in den Adelsstand erhoben.
1785 heiratete Françoise Joséphine de Sauvage d’Yquem den Grafen Louis Amédée de Lur-Saluces. Nach dessen Tod 1788 übernahm sie als junge Witwe die Leitung des Guts und bewies außergewöhnliches Geschick. Trotz der Wirren der Französischen Revolution – sie wurde zweimal inhaftiert – konnte sie den Besitz bewahren und Yquem weiterentwickeln. 1826 ließ sie zusammen mit ihrem Verwalter Garos einen neuen Weinkeller errichten, was damals sehr fortschrittlich war, und stärkte so den internationalen Ruf des Weinguts. Unter ihrer Führung wurde auch die Methode der mehrfachen Lese (mehrere Durchgänge bei der Ernte) zur Perfektion gebracht.